TESTO DEL LIED

"Die Einsamkeit"
di anonimo

Du stiller Ort geliebter Einsamkeit mein Paradies, wo lauter Anmut blühet! wie innig wird mein Aug' und Herz erfreut, so bald es sich in deinem Schatten siehet! da leg' ich gleich, du meines Kummers grab, Verdruss und Last, bei deinem Eintrit, ab.
Hier leb' ich frei, hier bin ich selber mein; kein falscher Blick belauschet mein vergnügen; und misch' ich auch ein wenig Torheit ein, so bleibet ihr, ihr wände, doch verschwiegen. Genung, daß sich mein Geist verneute Kraft zum klügern tun, selbst durch die Torheit, schafft.
Heißt Einsamkeit den meisten ein Verdruß? Mir warlich nicht. Ich nenn' es mein ergötzen. Mich dünkt, ein Freund von vielen Freunden muß Verdacht und zwang für sein Vergnügen schätzen. Die Falschheit borgt ja stets der Freundschaft Schein. Ich bin bei mir: da kann ich sicher sein.
Ich bin bei mir, ich, mein vertrautster Freund, Mein Zeitvertreib, mein täglicher Geselle; Und wer es nicht getreu und ehrlich meint, Der weiche nur von mir und dieser Schwelle! Ich suche nichts, denn deine Sicherheit, Du stiller ort geliebter Einsamkeit!