TESTO DEL LIED

"Schwestergruß"
di Franz Seraph Ritter von Bruchmann (1798-1867)

Im Mondenschein
Wall ich auf und ab,
Seh' Totenbein'
Und stilles Grab.
In Geisterhauch
Vorüber schwebt's ,
Wie Flamm' und Rauch,
Vorüber bebt's ;
Aus Nebeltrug
Steigt eine Gestalt,
Ohn Sünd und Lug
Vorüberwallt,
Das Aug so blau,
Der Blick so groß,
Wie in Himmelsau,
Wie in Gottes Schoß;
Ein weiß Gewand
Bedeckt das Bild,
In zarter Hand
Eine Lilie quillt,
In Geisterhauch
Sie zu mir spricht:
»Ich wandre schon
Im reinen Licht,
Seh' Mond und Sonn'
Zu meinem Fuß,
Und leb' in Wonn',
In Engelkuß,
Und all die Lust,
Die ich empfind,
nicht deine Brust
Kennt, Menschenkind!
Wenn du nicht läßt
Den Erdengott,
Bevor dich faßt
Der grause Tod.«
So tönt die Luft,
So saust der Wind,
Zu den Sternen ruft
Das Himmelskind,
Und eh' sie flieht,
Die weiß' Gestalt,
In frischer Blüt'
Sie sich entfalt':
In reiner Flamm'
Schwebt sie empor,
Ohne Schmerz und Harm,
Zu der Engel Chor.
Die Nacht verhüllt
Den heilgen Ort,
Von Gott erfüllt
Sing ich das Wort.