TESTO DEL LIED

"Die Leiche zu St. Just"
di Anastasius Grün (1806-1876) [pseudonym]

Aus Sanct Justi Klosterhallen
tönt ein träges Totenlied,
Glocken summen von den Türmen
für den Mönsch, der heut' verschied.
Seht den Toten! Wie von welkem Blute
schlingt ein roter Reif sich um sein Haupt;
ob einst drauf zur Buß ein Dornkranz ruhte!
Nein, die Krone lag auf diesem Haupt!
Die Kapuze zieht ein Mönch
ihm tief jetzt übers Auge zu,
daß die böse Spur der Krone
tief darin verborgen ruh'.

Einst das Scepter hielt sein Armerhoben,
rüttelte gleich dran die halbe Welt;
er hielt fest und fester es nach oben,
wie ein Fels, der eine Tanne hält.
Diese Arme beugt dem Toten
jetzt ein Frater zu Sanct Just,
drückt ein Kreuz darein und beugt sie,
ach so leicht! verschränkt zur Brust.
Wie des Regenbogens Himmelsstiege
glomm der Tag, der ihm das Licht beschied,
Kön'ge schaukelten da seine Wiege,
Königinnen sangen ihm das Lied.
Doch ein Mönchchor singt das Grablied
jetzt in alter Melodei,
wie er singt, ob Grabeslegung
oder Auferstehung sei.
Seht, die Sonne sinkt, die aus den Reichen
dieses Toten nie den Ausgang fand;
dieses Abendrot im Gau der Eichen
ist ein Morgenrot dem Palmenland.
Und die Mönche heiser singen:
Schnöde Welt, o fahre wohl!
Und die Glocken leiser klingen:
Schöne Täler, lebet wohl!
Einmal noch durchs Kirchenfenster
nieder blickt zum Sarg der Sonne mildes Rot,
was sie hier sieht, dort zu künden wieder:
wie der Herrscher beider Welten tot!
Hirt und Hirtin doch im Tale,
wie da Glocke klingt und Lied,
beten still, entblößten Hauptes,
für den frommen Mönch, der schied.