TESTO DEL LIED

"Die Freuden der Gegenwart"
di Amalia von Helvig, née Freün von Imhoff (1776-1831)

Laßet die Rosenumkränzeten Stunden
Bei den ätherischen Schwingen umfassen,
Schnell wie vorüber die eilenden fliehn.
Wenn wir sie läßig entschlüpfen uns lassen,
Sind auch auf immer die Holden verschwunden;
Welche sich zürnend dem Trägen entziehn.
Haschet im Fluge den Augenblick,
Freunde, er kehret euch nimmer zurück.
Laßt in die jugendlich flatternden Haare
Blühende Zweige der Mirte uns schlingen.
Fesselt die Locken mit sanfter Gewalt,
Eh von der Scheitel mit sparsamen Ringen
Endlich gebleichet vom Hauche der Jahre
Silbernes Haar in den Nacken uns wallt.
Haschet im Fluge den Augenblick,
Freunde, er kehret euch nimmer zurück.
Laßet, vergönnet uns Phöbus die Leier,
Heiter sie immer und fröhlich ertönen.
Freuden der Gegenwart singen sie nur,
Diese nur kann mit den Schicksal versöhnen,
Denn un das künftige wallet ein Schleier,
Und es verweht der Vergangenheit Spur.
Haschet im Fluge den Augenblick,
Freunde, er kehret euch nimmer zurück.
Laßet den Leidenden tröstend sich sagen:
»Zukunft, die Ferne, nur krönet mein Hoffen,
Heitere Hoffnung betrüget den Schmerz -«
Jedem Geschenke der Gegenwart offen,
Jeglicher Freude mit zitterndem Schlagen
Bebe das leise bewegliche Herz.
Haschet im Fluge den Augenblick,
Freunde, er kehret euch nimmer zurück.
Aber, o laßt uns den Becher der Freuden
Immer mit mässiger Lippe berühren,
Wenn ihn die Hore, die Freundliche reicht:
Nie im Genuße sich selbst zu verlieren,
Und in den Armen des Glückes bescheiden,
Weise zu bleiben, ist weniger leicht.
Bringe den fliehenden Augenblick
Nimmer die quälende Reue zurück.