TESTO DEL LIED
"Das Traumbild"di Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748-1776)
Wo bist du, Bild, das vor mir stand,
Als ich im Garten träumte,
In's Haar den Rosmarin mir wand,
Der um mein Lager keimte?
Wo bist du, Bild, das vor mir stand,
Mir in die Seele blickte,
Und eine warme Mädchenhand
Mir an die Wangen drückte?
Nun such' ich dich, mit Harm erfüllt,
Bald bei des Dorfes Linden,
Bald in der Stadt, geliebtes Bild,
Und kann dich nirgends finden.
Nach jedem Fenster blick' ich hin,
Wo nur ein Schleier wehet,
Und habe meine Lieblingin
Noch nirgends ausgespähet.
Komm selber, süßes Bild der Nacht,
Komm mit den Engelsmienen,
Und in der leichten Schäfertracht,
Worin du mir erschienen!
Bring' mit die schwanenweiße Hand,
Die mir das Herzgestohlen,
Das purpurrote Busenband,
Das Sträußchen von Violen.
Dein großes blaues Augenpaar,
Woraus ein Engel blickte;
Die Stirne, die so freundlich war,
Und guten Abend nickte;
Den Mund, der Liebe Paradies,
Die kleinen Wangengrübchen,
Wo sich der Himmel offen wies:
Bring' alles mit, mein Liebchen!