TESTO DEL LIED
"Der Abend"di Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758-1818)
Der Abend blüht,
Temora glüht
Im Glanz der tiefgesunknen Sonne.
Es küßt die See
Die Sinkende,
Von Ehrfurcht schaudert und von Wonne.
Ein grauer Duft
Durchwebt die Luft,
Umschleiert Daura's güld'ne Auen.
Es rauscht umher
Das düstre Meer,
Und rings herrscht ahnungsreiches Grauen.
O trautes Land!
O heil'ge Strand!
O Flur, die jede Flur verdunkelt;
Flur, deren Schooß
Die Blum' entsproß
Die alle Blumen überfunkelt.
Paart nicht den Schnee
Der Lilie
die Holde mit der Glut der Rosen?
Die Au, ein Kranz
Voll Duft und Glanz
Reicht ihm den Preis der Tadellosen.
Ihr Ambraduft
Durchweht die Luft
Umwürzet rings die Näh' und Ferne
Und stirbt das Licht
Des Liedes nicht
So reicht ihr Nam'
Einst an die Sterne.
O trautes Land!
O hehrer Strand!
Sei stolz auf deiner Blumen Blume.
Das heil'ge Meer
Und rings umher
Die Inseln huld'gen
Deinem Ruhme.
Nacht hüllt den Strand,
Temora schwand,
Verlodert sind des Spätrots Gluten.
Das Weltmeer grollt,
Und glutrot rollt
Der Vollmond aus den düstern Fluten.