TESTO DEL LIED

"Traue nicht"
di Carl Preser (1828-1910)

Veilchen unter dürren Zweigen
bist du nicht zu früh erwacht?
Alle Lerchen wieder schweigen,
weil der Frühling nur gelacht:
Nur gelacht und nicht geblieben,
nicht den Lenzbrief uns geschrieben;
Blümchen, daß der Reif nun bricht,
traue nicht, traue nicht!
Schönstes Veilchen dort im Tale,
dran ich immer denken muss,
gab auch dir im ersten Strahle
jüngst der Frühling seinen Kuss?
Ach, sein Lächeln war erlogen
denn der Schelm ist fortgezogen,
fort mit seinem Rosenlicht:
traue nicht, traue nicht.
Traue nicht, bis grün die Sprossen,
rot und weiss die Blüten blühn,
bis auf laubbezaumten Rossen
Frühlingsboten zu dir zieh'n.
Traue nicht, bis erst die Quellen
aus dem Waldesgrunde schwellen,
höre, was das Herz dir spricht:
traue nicht, traue nicht.