TESTO DEL LIED

"Liebchen, wo bist du?"
di Robert Reinick (1805-1852)

Zaubrer bin ich, doch was frommt es?
Denn mein Lieb ist eine Fee,
Höhnt mich mit noch ändern Zauber,
Ruf' ich freundlich sie herbei:
Liebchen, wo bist du?
Heute noch in Feld und Garten
Ging ich, sie zu suchen, aus:
Plötzlich lacht aus einer Rose
Glühend rot ihr Mund heraus!
Liebster, da bin ich!
Ich nun ward ein schneller Zephir,
Küßt im Flug die Rose schon -
Ach, nur eine Rose küßt' ich,
Liebchen war daraus entflohn.
Liebchen, wo bist du?
Horch, da sang am Waldesufer
Plötzlich eine Nachtigall;
Wohlbekannt war mir die Stimme
Und sie sang mit süßem Schall:
Liebster, da bin ich!
Schnell zum Abendstern verwandelt,
Blickt' ich durch die grüne Nacht.
Ach, den leeren Busch erblickt' ich,
Liebchen hat sich fortgemacht.
Liebchen, wo bist du?
Und so treibt sie's alle Tage,
Läßt mir eben jetzt nicht Ruh',
Während dieses Lied ich singe,
Ruft sie unsichtbar mir zu:
Liebster, da bin ich!
Liebchen, mach dem Spiel ein Ende!
Komm nun endlich selbst herbei!
Glaub', ein einzger Kuß ist schöner
Als die ganze Zauberei!
Liebchen, wo bist du?