TESTO DEL LIED
"An der Linden"di Otto Roquette (1824-1896)
So viel Laub an der Linden ist,
so viel Blüten im Düften sie treibt,
so viel Holdes zu finden ist,
als der Mai auf die Rosen schreibt:
ach, so viel hunderttausend mal
jauchz' ich und schau ich hinab in's Tal,
denn auf dem Platz bei der Linden,
will mich mein Schatz heut finden!
Ach, warum bin ich nicht schön und reich,
ach, warum hab' ich nicht Pracht und Gold?
Dass ich mein Schatz, an Schönheit ihr gleich,
schmücken mir könnte so wie ich wollt!
Sag mir, du Linden, o sag mir an,
was ihr an uns nur gefallen kann,
weiss ja nichts Schönes zu finden,
nichts an mir, noch an der Linden!
Drunten im Tal, wo der Waldweg geht,
wo durch die Felsen der Wildbach bricht,
seh' ich sie kommen, vom Wind umweht,
o du mein Leben, mein Lieben, mein Licht!
Ach, wie bin ich so reich, so reich,
ach, wie weiss ich nichts Schön'res zugleich
als auf dem Platz an der Linden
an Herrlichkeit zu finden!