TESTO DEL LIED

"Berglied"
di Friedrich von Schiller (1759-1805)

Am Abgrund leitet der schwindliche Steg,
Er führt zwischen Leben und Sterben,
Es sperren die Riesen den einsamen Weg,
Und drohen dir ewig Verderben,
Und willst du die schlafende Löwinn nicht wecken,
So wandle still durch die Straße der Schrecken.
Es schwebt eine Brücke hoch über den Rand
Der fürchtbaren Tiefe gebogen,
Sie ward nicht erbauet von Menschenhand,
Es hätte sichs keiner verwogen;
Der Strom braust unter ihr spat und früh,
Speit ewig hinauf, und zertrümmert sie nie.
Es öffnet sich schwarz ein schauriges Tor,
Du glaubst dich im Reiche der Schatten,
Da tut sich ein lachend Gelände hervor,
Wo der Herbst und der Frühling sich gatten,
Aus des Lebens Mühen und ewiger Quaal
Möcht' ich fliehen in dieses glückseelige Tal!
Vier Ströme brausen hinab in das Feld,
Ihr Quell der ist ewig verborgen,
Sie fliessen nach allen vier Straßen der Welt,
Nach Abend und Mittag und Morgen,
Und wie die Mutter sie rauschend gebohren,
Fort fliehn sie, und bleiben sich ewig verlohren.
Zwei Zinken ragen in's Blau der Luft
Weit über der Menschen Geschlechter,
Drauf tanzen umschleiert von goldenem Duft
Die Wolken, die himmlischen Töchter,
Sie halten dort oben den einsamen Reihn,
Da stellt sich kein Zeuge, kein Sterblicher ein.
Es sitzt die Königin hoch und klar
Auf unvergänglichem Throne,
Die Stirn umkränzt sie sich wunderbar
Mit Diamantener Krone,
Drauf schießt die Sonne die Pfeile vom Licht,
Sie vergolden sie nur und erwärmen sie nicht.