TESTO DEL LIED
"Klagelied"di Friedrich August Clemens Werthes (1748-1817)
Matt erstirbt der Hoffnung letzter Schimmer.
Wild und blutig tobt der Strom der Zeit.
Umgestürzte Thronen, Völkertrümmer
Reißt er fort in die Vergangenheit.
Öde stehen eure Heiligtümer,
Wahrheit, Recht, Vernunft und Menschlichkeit!
Fließe, fließe, wehmutsvolle Träne!
Dringet durch die Wolken, Trauertöne.
Welle! wie der Sturm der Rache wütet!
Fruchtlos fleht der Menschen Angstgeschrei.
Jedes Glück des Lebens abgeblütet!
Eine weite bange Wüstenei!
Wo Zerstörung noch nicht schreckt, da brütet
Elend schwangre blinde Meuterei.
Fließe, fließe, wehmutsvolle Träne!
Dringet durch die Wolken, Trauertöne.
Uns entlockt von unserm stillen Gleise
Trug, der Menschen Götterglück verheißt.
Lüstern seh'n wir nach der losen Speise,
Die der Name Freiheit übergleißt;
Die gekostet, ach! im Wirbelkreise
Tausendfacher Not in Abgrund reißt.
Fließe, fließe, wehmutsvolle Träne!
Dringet durch die Wolken, Trauertöne.
Nicht die Freiheit, die genährt im Schoose
Mit der Weisheit, ihren Zwang nur kennt;
Nein, die brüllende, die zügellose,
Welche Ziel und Schranken überrennt:
Räuberfreiheit warf die Unglücksloose:
Und die unlöschbare Flamme brennt.
Fließe, fließe, wehmutsvolle Träne!
Dringet durch die Wolken, Trauertöne.
Väter, Mütter, Wittwen, Bräute weinen;
Jede Wohnung ist ein Trauerhaus.
Übersä't von splitternden Gebeinen
Giebt das Land für Halme Schmerz und Graus;
Und in stummen ausgeraubten Scheunen
Rauft Verzweiflung sich die Haare aus.
Fließe, fließe, wehmutsvolle Träne!
Dringet durch die Wolken, Trauertöne.
Keiner wird des Brüderwürgens müde,
Erd' und Hölle steh'n in ew'gen Bund.
Unaufhörlich schwelgt die Eumenide;
Unersättlich ist des Todes Schlund.
Nimmer tönt das süße Trostwort: Friede!
Und die arme Menschheit geht zu Grund.
Fließe, fließe, wehmutsvolle Träne!
Dringet durch die Wolken, Trauertöne.