TESTO DEL LIED

"Mögen alle bösen Zungen"
di Emanuel von Geibel (1815-1884)

Mögen alle bösen Zungen
immer sprechen, was beliebt:
wer mich liebt, den lieb' ich wieder,
und ich lieb' und bin geliebt.
Schlimme, schlimme Reden flüstern
eure Zungen schonungslos,
doch ich weiß es, sie sind lüstern
nach unschuld'gem Blute bloß.
Nimmer soll es mich bekümmern,
schwatzt so viel es euch beliebt;
wer mich liebt, den lieb' ich wieder,
und ich lieb' und bin geliebt.
Zur Verleumdung sich verstehet nur,
wem Lieb' und Gunst gebrach,
weil's ihm selber elend gehet
und ihn niemand minnt und mag.
Darum denk' ich, daß die Liebe,
drum sie schmähn, mir Ehre giebt;
wer mich liebt, den lieb' ich wieder,
und ich lieb' und bin geliebt.
Wenn ich wär' aus Stein und Eisen,
möchtet ihr darauf bestehn,
daß ich sollte von mir weisen
Liebesgruß und Liebesflehn.
Doch mein Herzlein ist nun leider weich,
wie's Gott uns Mädchen giebt,
wer mich liebt, den lieb' ich wieder,
und ich lieb' und bin geliebt.