TESTO DEL LIED
"Der junge Herr und das Mädchen"di Carl von Blankensee
1.
Mägdlein pflücket Beeren in des Waldes Mitten;
Kommt auf schwarzem Roße junger Herr geritten
Und neiget sich artig und springet vom Pferde;
Die Maid schlägt errötend das Auge zur Erde.
"Höre, liebes Mädchen! heut in diesen Hagen
Kam ich mit den Freunden, um das Wild zu jagen,
Und kann nun nicht finden zum Städtchen die Wege.
Zeig, liebliche Hirtin, dahin mir die Stege!
Führet dieser Pfad mich bald zum Wald hinaus?"
"Wohl bei guter Zeit noch kommt der Herr nach Haus.
Gleich vorn auf dem Felde sind Birken zu sehen,
Da müßet links ab ihr ums Dorf herum gehen.
Oben durch die Schonung rechts am Fluß der Pfad,
Dort ist Brück und Mühle und zu sehn die Stadt."
Das Herrlein bedankt sich, die Hand drückter ihr,
Er küßt ihre Wange, pfeift dann seinem Tier;
Sitzet auf und spornt es, er jaget verwegen,
Mägdlein seufzet bange, ich weiß nicht weswegen.
2.
Mägdlein pflücket Beeren in des Waldes Mitten;
Kommt auf schwarzem Roße junger Herr geritten
Und rufet von ferne: "Zeig anderen Weg,
Nicht finde durchs Wasser beim Dorf ich den Steg;
Keine Brücke kann ich, keine Furth erspähen;
Willst mich armen Jungen denn ertrinken sehn?"
"So reite der Herr denn am Kirchhof den Pfad."
"Gott lohn' es dir, Mädchen!" "Ich danke der Gnad."
In den Wald den Weg hin er jaget verwegen:
Mägdlein seufzet bange, Ei! ich weiß weswegen.
3.
Mägdlein pflücket Beeren in des Waldes Mitten;
Kommt auf schwarzem Roße junger Herr geritten
Und rufet von neuem: "Zeigst so du, o Mädchen,
Durch weglose Graben den Pfad mir zum Städtchen?
Ist auf diesem Weg doch wohl seit langen Jahren
Kaum nach Holz ein Bauer in den Wald gefahren!
Den ganzen Tag jag ich, nicht futternd mein Roß.
Der Reiter ist müde, sein Tier atemlos.
Nieder sitz ich, will mich aus dem Quell erquicken,
Will mein Roß entzäumen, auf die Weid' es schicken."
Er neiget sich artig und springet vom Pferde;
Die Maid schlägt errötend die Äuglein zur Erde.
Er ist still, sie seufzet. Doch nicht lang' es währet,
Daß ihn laut, sie leise, man sie sprechen höret.
Doch weil grad ein Luftzug das Wäldchen durchwehte,
Die Worte des Herrlein nicht recht ich erspähte.
Doch aus Wort und Mienen hab ich das gelesen,
Daß nicht mehr vom Wege das Gespräch gewesen.